«Matt Schwarz» vermittelt Tiefe und Noblesse

Atelier oï verfolgt einen besonderen Gestaltungsansatz. Sie nennen das: „Storytexture“. Was bedeutet das?

Aurel Aebi: So wie man im Storytelling Geschichten erzählt, materialisieren wir mit unserer Arbeit Ideen und Emotionen. Das bedeutet, dass wir Stories anhand von Materialien greifbar machen. Dabei nehmen wir unterschiedliche Perspektiven ein und erzählen die Geschichte aus Sicht eines Architekten, eines Grafikers oder eines Designers. Dieser Perspektivenwechsel und die Diskussion darüber sind ein wichtiger Bestandteil von dem, was wir Storytexture nennen.

Welche Rolle spielt für Sie das Material in der Gestaltung?

Aurel Aebi: Definitiv eine zentrale Rolle. In unserem Kreationsprozess lassen wir uns von Materialien leiten und schöpfen unsere Ideen daraus. Bei einer neuen Aufgabenstellung gehen wir – so wie ein Koch auf den Markt geht – in unsere Materialbibliothek und suchen aus den 20‘000 Materialproben, diejenigen aus, die mit dem Thema zu tun haben. Wir überlegen uns, wie sie verformt, überarbeitet oder in einen anderen Zusammenhang gesetzt werden könnten und transformieren sie durch intelligente Details.

Electrolux hat eine Linie mit matten Glasoberflächen entwickelt. Wie wirkt das auf Sie? 

Aurel Aebi: Bei der Küchengestaltung unterscheiden wir zwischen dem Infeld und dem Umfeld. Das Infeld entspricht der Fläche, die das Küchengerät einnimmt. Das Umfeld umfasst die Fläche darum herum. Electrolux hat mit der Linie «Matt Schwarz» eine interessante Alternative zu den verspiegelten Glasfronten entwickelt. Die matte Fläche wirkt wie ein Passepartout und schafft eine ruhige Atmosphäre. Die abgerundeten Kanten absorbieren das Umgebungslicht, wodurch ein natürlicher Farbverlauf zu den Umgebungsmaterialien entsteht. Auf diese Weise wirkt das Zusammenspiel zwischen dem In- und dem Umfeld harmonisch.

Matt Schwarz Backöfen in einer modernen Küche

Was ist bei der Küchengestaltung zu bedenken?

Aurel Aebi: Gestaltung hat – wie beim Kochen auch – mit der richtigen Dosierung zu tun. Auf Unnötiges soll verzichtet werden. Hierfür ist Reduktion, oder Design-Soustraction, ein gutes Rezept. In diese gut strukturierten Flächen, die so weit wie möglich entmaterialisiert sind, muss sich der Ofen einfügen. Das finde ich an der «Matt Schwarz» Linie interessant: Sie bietet den Service, den man braucht, nimmt sich optisch aber zurück. Das wirkt elegant.

«Matt Schwarz» bietet den Service, den man braucht, nimmt sich optisch aber zurück. Das wirkt elegant.

Aurel Aebi, atelier oï

Blaues Material in den Händen

Ein anderer Ansatz von atelier oï ist: Farbigkeit entsteht aus dem Material.  Wie geht das?

Aurel Aebi: Bei der Produktentwicklung lassen wir uns oft von der Mehrfarbigkeit der Natur inspirieren: Blicken wir auf einen See, ändert sich der Blauton des Wassers mit dem Sonnenstand und der Spiegelung des Himmels. Diesen natürlichen Effekt zu imitieren, ist nur mit dem Material Glas möglich. Je nach Spiegelungsgrad kann es Licht reflektieren oder aufnehmen, wodurch eine Tiefenwirkung erzeugt wird.

Erkennen Sie diesen Ansatz auch bei der Oberflächengestaltung der Linie Matt Schwarz wieder?

Aurel Aebi: Die matt schwarze Oberfläche erinnert mich an den Naturzustand und die Mehrfarbigkeit von gefrorenem Wasser. Um diesen Look hervorzurufen, wurde die Aussenseite der Glasoberfläche im Ätzverfahren behandelt. Die Innenseite wurde mit schwarzer Farbe lackiert. Die Transparenz des Glases lässt die Farbschicht durch das geätzte Material durchscheinen. So entstehen verschiedene Farbabstufungen, die sich je nach Tageszeit und Umgebungslicht zu gräulich-silbrig oder auch zu tiefschwarz verändern.

Diese Wirkung ist einzigartig und kann mit keinem Farbanstrich erzeugt werden, sondern entsteht aus der Materialität und der Lichtreflektion. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig von Mattschwarz zu sprechen und nicht bloss von Schwarz. Das ist für mich ein grosser Unterschied, denn die matte Farbe vermittelt Tiefe und Noblesse.

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Medienberichterstattung